Mentale Gesundheit darf kein Nischenthema sein

An der Martin-Luther-Universität fand am Donnerstagabend eine Podiumsdiskussion zum Thema „Psychische Erkrankungen – Unterschätzte Gefahr für junge Menschen?“ statt. Teilnehmer der Runde waren die Projektkoordinatorin des studentischen Gesundheitsmanagements der MLU Sabrina Funk, der leitende Psychologe am Universitätsklinikum Prof. Dr. Stefan Watzke, der thüringische FDP-Landtagsabgeordnete und Gesundheitsexperte Robert-Martin Montag sowie der hallesche Landtagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Sachsen-Anhalt Konstatin Pott.

Konstantin Pott machte deutlich, wie wichtig es sei, die richtigen Schlüsse aus den bisherigen Fehlern zu ziehen: „Gerade junge Menschen, die noch voll in ihrer Entwicklung stehen, wurden durch die Kontaktbeschränkungen oft nachhaltig eingeschränkt. Das darf sich keinesfalls wiederholen. Hausärzte und Lehrer sollten als erste Anlaufstelle für psychische Erkrankungen sensibilisiert werden, um Probleme frühzeitig erkennen zu können.“

Eine studentische Perspektive wurde durch Funk eingebracht: „Über mehrere Semester, im eigenen Zimmer und von Kommilitonen isoliert, sein halbes Studium online zu absolvieren, geht an keinem der Studierenden spurlos vorbei. Das Einsamkeitsgefühl hat einen großen Einfluss auf die mentale Gesundheit. Wir versuchen die Kommilitonen präventiv zu vernetzen und ihnen einen Werkzeugkasten zur Selbsthilfe an die Hand zu geben.“

Dass psychische Gesundheit zu lange ein Tabuthema war, wurde von Robert-Martin Montag festgehalten: „Corona ist ein Katalysator gewesen. Jeder einzelne sollte seine Anpassungsfähigkeit gegenüber Stressfaktoren neu überdenken. Um Hilfe zu bitten, ohne belächelt zu werden, darf auch kein Problem sein.“

Prof. Dr. Watzke, der mit einem Impulsvortrag zur psychischen Gesundheit von Schülern und Studenten thematisch eröffnete, stieß ins gleiche Horn: „Die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen schadet dem Selbstwertgefühl zusätzlich. Wir müssen gesamtgesellschaftlich mehr aufklären. Qualifizierte Früherkennung und eine Erhöhung des Angebots ambulanter Versorgung wären wichtige und richtige Schritte.“

Organisiert wurde die Podiumsdiskussion durch die Friedrich-Naumann-Stiftung und die Liberale Hochschulgruppe Halle.