Ärztekammerpräsident Reinhardt handelt sich herbe Kritik ein. FDP Gesundheitsexperte Pott kritisiert quasi-Aufruf zu gefährliche Selbsttherapie und unkontrollierter Arzneimittelbörse mit gravierenden Folgen für Menschen. Verstärke Produktion in Europa gefordert. „Medikamente sind aus gutem Grund erst nach Konsultation und Anordnung eines Arztes erhältlich – sogenannte „Flohmärkte“ für Arzneimittel können zu einer gefährlichen Selbsttherapie animieren und sind keine Lösung für die momentane Mangellage“, warnt Konstantin Pott.
Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt hatte gefordert, im Rahmen von Nachbarschaftsflohmärkten Medikamente an Kranke abzugeben, um so die derzeitigen Arzneimittelengpässe zu überbrücken. Auch Medikamente mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum sollen laut Reinhardt weitergegeben werden. Pott weiter dazu: „Sinnvolle Nachbarschaftshilfe auf Medikamente auszuweiten ist gefährlich. Diese Idee trägt auch in keiner Weise zur Behebung eventueller Knappheiten bei. Ganz im Gegenteil. Solche hanebüchenen Ideen sind geradezu gefährlich, da es für den Laien schlichtweg unmöglich ist zu erkennen, ob ein geöffnetes, möglicherweise sogar abgelaufenes Medikament bedenkenlos eingenommen werden kann. Fehlentscheidungen können hier ernsthafte Folgen haben, deshalb gehören Medikamente ausschließlich in die Apotheke.“
Die Knappheit habe laut den Freien Demokraten vielfältige Ursachen: „Grund sind etwa Lieferkettenprobleme, da viele Wirkstoffe heute nur noch in China und Indien hergestellt werden. Auch die Preissteigerungen bei den benötigten Rohstoffen tragen zum Problem bei. Außerdem hat die Corona-Pandemie für einen Rückgang der Produktion gesorgt, diese kann jetzt nicht mit einem Mal wieder stark erhöht werden“, erläutert der Gesundheitspolitiker. Es könnten beispielsweise Regelungen getroffen werden, die Hersteller verpflichten, gewisse Reserven vorzuhalten und Engpässe rechtzeitig zu melden. Außerdem schlägt Pott vor, dass die Wirkstoffproduktion wieder nach Europa verlagert wird, um eine Abhängigkeit zu anderen Standorten zu verringern. Hierzu müssten jedoch erst in einem langfristigen Prozess die entsprechenden Voraussetzungen geschafft werden.